African Mercy

Mitten in der Nacht bin ich in Dakar am DSS Flughafen gelandet. Mein zukünftiger Chef lies es sich nicht nehmen und holte mich mit einem “MercyShip” Geländewagen ab. Ein toller Zug von ihm! Das Rad passte hinten rein und so fuhren wir, auf der komplett leeren Autobahn eine Stunde lang zum Schiff. Wir waren beide groggy als wir ankamen und erledigten schnell den formalen Kram bei der netten Rezeptionistin. So bekamen wir wenigsten noch ein paar Stunden Schlaf.
Sogleich am nächsten Morgen gab es eine kleine Vorstellungsrunde für alle Neuankömmlinge. In der Regel finden die Crew Wechsel am Wochenende statt. So lernte man sich schon einmal kennen. Einige hatten etwa im gleichen Zeitraum Dienst. Anschliessend kümmerte man sich um das Organisatorische. Es gab eine Bank, einen kleinen Shop für das nötigste, eine Krankenabteilung für die Crewmitglieder, eine Wäscherei und am Ende das wohl einzige Starbucks Cafe in Afrika. Eine kleine Stadt auf dem Schiff. Interessant war der Pool in einem alten Schiffscontainer, hoch auf dem Achterdeck. Auf den Sonnenliegen konnte ich gemütlich ein paar Stunden Schlaf nachholen, bis es dann, am folgenden Tag in die “vollen” ging.
Es war alles gut organisiert. Die Neuankömmlinge bekammen eine Tour durch das Schiff. Es wurde erklärt wie das Wäschewaschen, das Restaurant, das Cafe usw. funktioniert und wann, welche wichtigen Veranstaltungen in der Woche zu besuchen sind. Auch an meinem Arbeitsplatz, in der IT Abteilung gab es viel Neues zu erleben und so waren ersten Tage auf dem Schiff von extrem vielen Eindrücken geprägt.
Der Umgang mit den “Neuen” war ebenfalls sehr freundlich, die Leute waren stets hilfsbereit. Die Orientierung auf dem Schiff war Anfangs nicht immer klar und so kam es vor das man etwas verloren auf dem Flur herum stand. Die Leute waren das jedoch gewohnt und halfen einem schnell weiter.
Schon am zweiten Tag machte ich Abends einen kurzen Abstecher in die Stadt. Es wurde einem geraten nicht alleine loszuziehen, dass war mir aber vorerst einmal egal. Städte wie diese waren für mich jetzt nichts neues. Die African Mercy lag am Ende eines Stegs, bis zum Hafeneingang lief man ein paar Minuten. Durch das Drehkreuz an der Security vorbei und man war drausen im Gewimmel. Die Straße war voll mit kleinen Ständen. Essen, Obst, am Hafen gab es einiges an Werkzeug zu kaufen. Als Weißer fiel man sofort auf. Es dauerte auch nicht lange, bis einem der erste etwas verkaufen wollte: “No Mercy!”. Anfangs noch höflich, im laufe der Zeit jedoch immer forscher. Ein Wortlaut, der einem hier sehr oft von den Lippen kommt. Die Verkäufer konnten teilweise recht agressiv und damit ziemlich nervig sein.
Gleich am ersten Freitag hatte ich frei. Durch die, bis zu 40 verschiedenen Nationen und unterschiedlichen Religionen an Bord, werden keine Feiertage zelebriert. So hat man bei MercyShips pragmatisch entschieden alle sechs Wochen einen ShipFriday einzuführen. So kam ich gleich zu Beginn meines Einsatzes in den Genuss eines verlängerten Wochenendes.
An besagtem Freitag schnappte ich mein Fahrrad aus dem Backup Server Raum und trug es schon früh am Morgen die Gangway hinab um eine größere Tour durch Dakar zu machen. Tja, es war grausam! Durch den Verkehr konnte man sich schon schlängeln, da hatte ich kein Problem mit. Links, rechts oder durch die Mitte, man kam auch im Stau vorwärts. Auch der Müll am Straßenrand, auf den Gehwegen oder im Straßenrand war nicht das Thema. Sondern es war die Luft! Man bekam einfach keine. Zum einen war es Trockenzeit und und daher schon viel Staub in der Stadt, aber der Dieselqualm gab einem dann noch den Rest. Die Taxis, die LKWs qualmten was das Zeug hielt. Dagegen ist das Stuttgarter Neckartor ein Luftkurort!
Trotzdem schaffe ich es ein paar wesentliche Sehenswürdigkeiten nur an einem Tag “abzuklappern”. Im Gegensatz zu dem gegurke mit den Taxis ging das mit dem Fahrrad recht flott. Die Entfernungen sind nicht weit, der Spaßfaktor allerdings gering. Tja, mal sehen ob die Stadt und ich gute Freunde werden.