Der erste Tag!

Der erster Tag in Afrika im Sattel. Um 8 Uhr verließ ich mein Hotel Oceanics. Die üblichen Typen vor dem Hotel lungerten schon herum. Die ganze Woche sah ich sie ständig vor dem Eingang, was sie genau machten, wussten keiner. Beim kommen und gehen gab es einen kurzen Smalltalk, das war es dann schon. Heute sagte ich, aus und vorbei, ich komme nicht wieder. Sie wollten mir dann ein Taxi organisieren, aber ich hatte doch schon eines! So erntete ich unverständnisvolle Blicke, als ich das Fahrrad belud. Naja, das ich in andere Länder radeln wollte, haben sie nicht kapiert, aber es war mir, so früh am Morgen, einfach zu blöd genauer zu erklären.
Das ich die Tage zuvor u.a. wegen dem Visa für Liberia durch Dakar geradelt bin, merkte ich im Hals. Die Luft war momentan extrem schlecht und staubig in der Stadt. So hatte ich Halsweh, war unausgeschlafen und entsprechend mies gelaunt. Ein ganz schlechter Start. Der Verkehr jedoch war noch relativ ruhig. Das war vom angenehmen Teil jedoch schon alles. Die Strecke bis Rufiske kannte ich schon, aber heute kam mir es ewig vor. Mit dem zunehmenden Verkehr auf der Hauptstraße kaufte ich mir eine Staubmaske, es war einfach unerträglich. Immer wieder befeuchtete ich diese, so wurde es etwas angenehmer. Geld wollte ich ebenfalls abheben. Außerhalb des Zentrums gar nicht mehr so einfach. Am vierten Automaten war ich endlich erfolgreich. Die ersten waren gar nicht erst an, die anderen “out of Order” und einer brach die Transaktion einfach ab. Tja, willkommen in Afrika!
An einer Tankstelle in Bagny gab es so etwas ähnliches wie ein Café. Ich war noch nicht weit gekommen, aber schon ziemlich erledigt. Der Verkehr, der Staub, ich hatte Kopfweh. Der Dreck zog bis zur Stirnhöhle hinauf. Das gab mir heute den Rest. Hoffentlich ändert sich das Wetter, denn unter diesen Umständen kam ich nicht vorwärts, das war Wahnsinn!
Durch das Örtchen schlängelte ich mich hindurch. Es war ein Gewussel überall, am Ende kam ich glücklich ans Meer und mogelte mich weiter nach Süden. An dem riesigen Strand wurde Müll verbrannt, ein beißender Geruch lag in der Luft. Stellte das etwa eine große Müllkippe dar? Auf kleinen Haufen wurden irgendwelche Teile sortiert, ich konnte es nicht erkennen. Mütter mit Kinder liefen in dieser unwirklichen Gegend herum. Männer, die auf ihren Pferdefuhrwerken Müll transportierten. Es war schrecklich, noch dazu der heftige Gegenwind und unerträglicher Gestank. Das alles zu der sowieso schon extrem schlechten Luft. Wie halten das die Menschen nur aus? Der Spaßfaktor war im Gegensatz zu den Temperaturen gleich Null. Zu guter Letzt rannten “Toubab, Toubab” schreiende Kinder, schmuddelig und verwahrlost, neben dem Fahrrad her und hielten die kleinen Finger für Geld auf.
Die Straße war in OpenStreetMaps eingezeichnet, aber stellenweise war es so sandig, dass ich kaum vorwärts kam. Schieben war angesagt. Es folgten viele Bauruinen und Geisterdörfer entlang der Route. Nur wenige Häuser waren fertig gestellt. Darunter ein paar Oasen, umzäunt von hohen Mauern und ein paar blühende Ranken. Von außen ganz nett anzusehen. Trotzdem war es anstrengend. Der Wind, der Staub, der Sand in der Luft und die knapp 40 Grad auf dem Tacho machten es auch nicht besser.
Zurück auf der Hauptstraße kam dann endlich eine Tankstelle. Dort fand ich zum Glück eine große Cola. Die kleinen Läden am Strassenrand verkauften immer nur die winzigen 200ml Fläschen. Erfrischung in homöopathischen Dosen?. Was soll ich denn damit? Mag ich in der Regel keine klimatisierten Räume, war es diesmal eine Wohltat. Wenig Staub und ein wenig Kühle. Während ich an meiner Cola nuckelte, ist mir dann eingefallen, dass ich schon seit über vier Monate, so gut wie kein Rad gefahren bin! Und dann gleich am ersten Tag so eine Tour? Verrückt!
In Toubab Dialo angekommen, genehmigte ich mir ein kleines Hostel. Am Nachmittag versuchte ich meinen Hals frei zu bekommen. Schon auf dem Markt in Dakar, ergatterte ich eine kleine elektrische Herdplatte. So konnte ich mir Tee kochen und in diesem Fall einen “Dampf” machen. Es war gar nicht so schlecht. Leider hatte der Kocher einen Nachteil: Je nachdem, wie herum die Stecker gesteckt wird, ist an der mittleren Schraube, an der die Heizwendel fixiert ist und nach unten heraussteht, der “heisse”. Eine tolle afrikanische Technik! Mal sehen, ob ich Afrika überlebe, 🙂 .
Nicht weit von meiner Unterkunft gab es einen herrlichen Strand, aber auch hier war die Luft nicht wesentlich besser, der Wind blies stetig aus Norden und brachten den vermaledeiten Sand mit.
Es ist mir schon öfters aufgefallen, aber hier kam es vermehrt vor. Ältere weiße Damen, gesellten sich mit jüngeren schwarzen Herren. Ein “Geschäftsmodell” der besonderen Art. Durch die deutschen Diplomaten hörte ich die abgefahrensten Geschichten zu diesem Thema. Konkret ging es darum, wie sich deutsche Frauen, wie eine Weihnachtsgans ausnehmen lassen. Die Umgekehrte Konstellation sah ich dagegen wesentlich seltener. Wie ich im Hotel erfahren habe, war der Strand bei Frauen allgemein nicht sonderlich bliebt. Die Mädels hatten einfach keine Ruhe vor den Senegalesen.
Heute hatte ich einen etwas ernsteren Gesichtsausdruck und Ausstrahlung. Wie immer quatschten mich die Leute zwar von der Seite an. Aber ohne großartige Diskussion merkten sie, dass bei mir nichts zu holen war und verzogen sich schnell wieder. Wenn mal einer ganz besonders nervt, helfen auch ein, zwei Ausdrücke in Wolof und sie ziehen beleidigt ab. Durch unsere Pharmazeutin am Schiff hatte ich damals eine gute Lehrerin, sie war stets erfolgreich und man hatte sehr schnell seine Ruhe vor den Plagegeistern, 😉 .