Ziguinchor

Für ein Wochenende ging es mit der Fähre von Dakar nach Ziguinchor, weit im Süden Senegals, nicht weit von der Grenze nach Guinea entfernt. Eine Überfahrt durch die Nacht in einer Schlafkabine. Wir starteten als Gruppe an einem Freitag Nachmittag, sofort nach der Arbeit. Schon das Besteigen der Fähre war ein Akt für sich. Gefühlte zehnmal mussten wir unsere Tickets und den Pass zeigen. Die erste Person kontrollierte einfach nur, die zweite machte einen Stempel auf das Ticket und ein anderer überprüfte alles erneut bei der Gepäckkontrolle. Beim Verlassen des Terminals wurde sicherheitshalber nochmal nachgesehen und beim Besteigen der Fähre ebenfalls. Aber erst an der Rezeption, im inneren des Schiffes wurde der QR Code des Tickets endlich eingescannt. Ein Vorteil: Der Fährbetreiber schafft damit viele Arbeitsplätze.
Pünktlich um 20 Uhr legte die Fähre ab. Wir passierten “unsere” African Mercy im Hafen und bekamen einen anderen Blick auf das Schiff, dass wir für ein paar Tage verlassen werden. Nach über zwei Monaten, war das für mich die längste Zeit “offShip”.
Langsam schipperten wir in die Dunkelheit und genossen den Sonnenuntergang mit einem “Sundowner” aus der kleinen Bar an achtern der Fähre. Als die ersten schon zu Bett gingen, saßen wir in kleinem Kreis, mit zwei einheimischen Studenten zusammen, die versuchten uns Wolof beizubringen. Interessant waren auch ihre Erläuterungen zur Casamance. Denn dort wurde nicht mehr Wolof gesprochen, es war die Region der Diola und Mandinka und damit einer anderen Sprache. Auch gab es bis vor ein paar Jahren die Bestrebung der Region, sich vom restlichen Senegal abzukapseln und unabhängig zu werden. Teilweise sogar mit Gewalt.
Erst spät in der Nacht konnten wir uns lösen und hundemüde in unsere Kojen kriechen. Wir hatten eine achter Kabine für uns alleine. Die Kojen waren komfortable und sauber. Unser MercyShips Sicherheitsbeauftragter hatte schon Sorgen bezüglich Bettwanzen, die wir von der Fähre auf die African Mercy schleppen würden. Wir bekamen sogar spezielle Auflagen (u.a. sollten wir unsere Klamotten in Tueten abgeben usw.) für unsere Rückkehr.
Früh am Morgen legten wir im Hafen von Kasamere in der Casamarque an. Ein kleines Örtchen auf einer kleinen Insel, mitten in der Sumpflandschaft. Nach kurzer Pause im Hafen, folgten wir dem Flusslauf des Casamarce, passierten kleine Fischerhütten am Ufer und sichteten sogar ein paar Delphine.
Gegen 11 Uhr erreichten wir Ziguinchor. Niemand kratzte sich oder hatte einen auffälligen Ausschlag am Körper. Wie es aussah, blieben wir von den Bettwanzen verschont. Beim Verlassen der Fähre hatte ich aber meinen neuen “Freund” des Vorabends am Haken. Er verfolgte uns und war nicht einfach abzuschütteln. Wie es hier leider oft so ist: Man ist sehr schnell “best friend”, aber letztlich wollen viele (NICHT ALLE!) nur Geld. So auch in diesem Fall. Man hat kein Geld für Essen oder Klamotten. Letztlich habe ich keine Ahnung, wie viele Geschichten ich über Geburtstage von Kindern, Eltern, Geschwister oder Hochzeiten ich schon gehört habe. Um den Samariter in einem zu wecken, liegt dann auch mal eine der Ehefrauen krank im Bett. Wer wird denn da nicht schwach, 🙂 ? Letztlich muss man sich die bis zu vier Frauen im Senegal aber eben auch leisten können, 😉 .
Ziguinchor selbst war eine andere Welt. Viel grün, Ruhe und kein Gestank! Kein Staub in der Luft und endlich mal “Durchatmen”. Aber auch hier wurden wir sofort von ein paar Händlern in die Zange genommen. Ein bestimmendes “no mercy” reicht oft, aber leider nicht immer. Dann muss man schon etwas deutlicher werden.
Der innere Teil der Stadt hatte Gewehge und Straßen, die den Namen auch verdienten. Wir waren positiv überrascht, kannten wir eigentlich nur Dakar. Unser vorab gebuchtes Hotel erwartete uns schon. Eine sehr gepflegte Anlage, mit einem kleinem Pool und Garten, der zum Verweilen und “chillen” einlud.
Was die Getränke im Senegal angeht gibt es im wesentlichen vier verschiedene Sorten: Bissap, der üblichste “Drink” des Landes. Ein aus Hibiskusblüten und oft mit zu viel Zucker angesetztes Getränk. Bouye, der aus den Früchten des Affenbrotbaum hergestellte Saft und Gingembre, wie der Name schon sagt: Ingwersaft. Nicht immer gibt es Tamarin, den aus den Hülsen des Tamarindenbaumes gepressten Saft. Am besten schmeckt es, wenn sie zu 50-50 gemischt werden. Der scharfer Ingwer, kombiniert mit dem süßen Bissap ergibt ein schmackhaftes Erfrischungsgetränk.
Nach einem kleinen Mittagessen (u.a. Tagessuppe in Weck Gläsern!) am Wasser und mit dem bisher besten Bissap/Bouye Saft schlenderten wir durch das Dörfchen. Der Ortskern gab nicht viel her und war schnell abgelaufen. Am Nachmittag hatten wir uns ein kleines Boot, dass uns durch die Mangroven manövrierte, organisiert.
Die Casamere war ein Vogelparadies. Ganz speziell am späten Nachmittag und am Abend konnten wir viel Störche, Pelikane, Flamingos und viele verschiedene Vogelarten sehen. Unser “Skipper” schipperte uns für ein paar Stunden durch kleine Flussläufe, oft auch direkt zu den kleinen Hütten am Ufer und wieder zurück nach Ziguinchor.
In der Stadt gab ein bekannter Jazzmusiker und Band sein Gastspiel. So nahmen wir, spät am Abend ein Taxi und genossen das interessante Open Air Konzert. Eine spezielle Darbietung. Die Gruppe bestand aus der traditionellen Kora, einem Saiteninstrument. Ser ähnlich einer Harfe. Zudem einer Querflöte, der Ibirongwe und den unterschiedlichsten Perkussionsinstrumenten. Die Sänger wechselten sich immer mal wieder ab, was eine musikalisch abwechslungsreiche Darbietung ergab.
Am Vormittag des nächsten Tages erkundetet ich noch ein wenig die Umgebung, bis wir wieder zurück auf die Fähre gingen. Die Einsteigsprozedur kannten wir ja schon und so war es nicht mehr ganz so überraschend.
Die Fähre erreichte schon gegen 5h am Morgen den Hafen von Dakar, vom Schiff kamen wir aber erst gegen 6h. Wir brauchten nur einmal durch das Hafengebiet laufen und stiegen die Gangway der African Mercy, zwar etwas übernächtig, aber rund-herum zufrieden, hinauf. Niemand erwartete uns und kontrollierte die Klamotten bezüglich der Bettwanzen. Wir fragten auch nicht nach, sondern gingen lediglich kurz duschen und traten dann, pünktlich um 8h den Dienst an. Damit war es ein schönes Wochenende abseits des Schiffes mit maximaler Freizeitauslastung, 🙂 .