Die “African Mercy” in Malta?

In Frankreich steigen die Corona Infektionszahlen und in Frankfurt wurden die Flüge nach Paris gestrichen. Corona schlägt wieder zu. Der Flugverkehr war insgesamt deutlich reduziert und der Flughafen sehr ruhig. Von Frankfurt ging es mit einem Direktflug nach Teneriffa. Der Flieger war “dank” Corona nur zu einem Drittel gefüllt, freie Sitzreihen vor und hinter mir.
Gut 20 Minuten früher als geplant setzte die Boing sanft auf der Insel auf. Schon im Vorfeld musste für die Einreise nach Spanien ein spezielles “Corona Formular” ausgefüllt werden. Im “Multiple Choise” Verfahren konnte man ankreuzen ob und wann man Corona hatte oder ob man mit infizierten in Kontakt stand. Am Ende des Prozedere kam ein QR Code heraus. Dieser wurde dann bei der Einreise gescannt und man war anschließend in Spanien. Andere Angestellte, die mit Fieberthermometern bewaffnet waren, blieben jedoch im Hintergrund sitzen, 🙂 .
In der Ankunftshalle des Flughafens erwartete mich schon ein MercyShips Fahrer. Alles gut organisiert. Ein anderes Besatzungsmitglied kam nach und wir fuhren in den Hafen der Hauptstadt Santa Cruz. Nach einem flotten Fahrerwechsel ging es direkt in die Immigration. Es war bald Feierabend und auch unser Taxifahrer wollte für heute Schluss machen. Die drei gelangweilte Polizisten saßen in einem kleinen Immigrations-Büro und erwarteten uns bereits. Wir waren angemeldet. Schon seit Tagen. Daher hatte es vor zwei Wochen mit meinem ersten Versuch einzureisen nicht geklappt. Irgendjemand hatte den Prozess der Immigration nicht eingehalten. Es galt das Schiffsrecht, daher musste man in Spanien nicht nur in das Land, sondern auch noch auf das Schiff einreisen. Die “African Mercy” steht unter Maltesischer Flagge und so gilt das Maltesisches Recht. Kombiniert mit den aktuellen Corona Einschränkungen ergibt sich ein rechtliches Wirrwar. Zusammengefasst bedeutete es für mich: Das Schiff durfte ich ohne die Ausreise in Santa Cruz nicht wieder verlassen. War das jetzt ein schwimmendes Gefängnis?
Der Industriehafen lag in einer komplett verlassenen Gegend im südlichen Teil der Insel. Laut unserem Fahrer eine Fehlinvestition der spanischen Regierung. Die geografische Lage war viel zu windig. Die großen Containerschiffe, für die der Hafen erst vor ein paar Jahren gebaut wurde, konnten deshalb nicht entladen werden. Die Schiffe kamen so stark ins schwanken, dass ein Löschen der Ladung unmöglich war. Hin und wieder wurde es wohl probiert, dann aber legten sie wieder ab und schipperten nach Santa Cruz. Kaum mit EU Geldern gebaut und eröffnet, war es nach kurzer Zeit schon eine Art Bauruine. Mit den zwei verwaisten Ölplattformen, die ebenfalls im Hafenbecken lagen, wirkt die “African Mercy” etwas einsam und verlassen an dem langen Kai.
An Bord gilt überall Maskenpflicht. Einige erkannten mich trotz Maske wieder und es gab ein ein erstes herzliches Wiedersehen. Viele Möglichkeiten hatte ich nicht mit den Leuten zu reden, denn man steckte mich schnurstracks in Quarantäne, in eine der Gästekabinen. Echter Luxus! Daraufhin wurde mir das tägliche Leben in “Einzelhaft” erklärt und ein “Buddy” zugeteilt. Der Tagesablauf war dann wie folgt: Zwischen 8 Uhr und 9 Uhr durfte ich auf das oberste Deck, mich mit den anderen “Quarantänies” treffen, die Beine vertreten und den Sonnenaufgang erleben. Gegen 1130h bekomme ich einen Anruf und kann meine Bestellung für das Mittagessen aufgeben. Schon nach wenigen Minuten stand es vor der Tür. Der nächste Termin ist anschließend gegen 1630 Uhr, zum Bestellen des Abendessens. Pünktlich ab 1930 Uhr laufe ich dann wieder auf Deck 8 um den Tag beim Sonnenuntergang ausklingen zu lassen. Dazwischen kann ich mich in meiner gut 10qm großen Kabine frei bewegen und die Aussicht auf die Ölplattformen genießen 🙂 .

Die erste “rote Flagge” bekam ich schon am ersten Abend: Ich nahm die falsche Treppe auf das Deck, die Route war aber vorgegeben. Jemand erkannte mich und wenig später kam die “Quarantänechefin”, klopfte an meiner Kabinentür und ermahnte mich eindringlich. Da wurde mir klar: Die Maßnahmen werden hier sehr ernst genommen!

Und noch etwas Werbung:
Das neue Schiff von MercyShips ist “fast” fertig: Die Global Mercy