Goree & Bandia

Einer meiner ersten Ausflüge in Dakar ging hinüber nach Goree, einer kleinen Insel in Sichtweite unseres Schiffes. Es ist einer der touristischen Hauptattraktionen von Dakar. Mit einer kleinen Fähre tuckert man direkt an der African Mercy vorbei auf die Insel. Wir bekommen als MercyShipper den Einheimischenrabatt von umgerechnet EUR 2,50 für die Hin,- und Rückfahrt. Eine Geste der Fährbetreiber uns gegenüber.
Ganz berühmt ist das Sklavenhaus. Wobei der Name nicht mehr gerechtfertigt ist. Die Touristenführer erzählen immer noch die Story, von wegen Goree wäre der größte Sklavenumschlagsplatz in Afrika gewesen. Den Erzählungen nach sollen die Sklaven in dem roten Haus auf der Insel zusammengepfercht und getrennt nach Geschlecht, bzw. Erwachsene und Kinder auf ihre “Verladung” warten. Später gingen sie dann durch die allseits bekannte “Tür ohne Wiederkehr”, um auf der anderen Seite in ein Schiff nach Übersee zu steigen. Wenn man sich die Sache jedoch genauer ansieht, konnte auf der “anderen” Seite der Türe gar kein Boot anlanden. Es war viel zu felsig für ein großes Schiff. Mittlerweile haben auch einige Geschichtsforscher das Thema gänzlich widerlegt. Bei dem berühmten Sklavenhaus handelte es sich um ein normales Herrenhaus, in dem in den unteren Etagen Sklaven wohnten. Das war alles. Aber wie das in Afrika so ist: Es ist das Land der Geschichten. Das ist auf dem Markt so, im beruflichen Umfeld und damit auch im touristischen Bereich. Jetzt steht Goree eher symbolisch für den Sklavenhandel in Westafrika. Die großen Sklavenmärkte waren aber eher weiter südlich. Guinea und auch Sierra Leone spielten eine wesentlich größere Rolle.
Jedenfalls wird man, gleich nach dem Ankommen im Hafen wieder von Verkäufern und Touristenführern belagert. Es gab viel Kunsthandwerk, wie die aus farbigem Sand hergestellten, bunten Bilder. Die Motive ähnelten sich auf der ganzen Insel, die Varianz war gering. Schnitzereien und wie immer einiges aus Stoff. Taschen, Tücher und Klamotten.
Wir machten unser eigenes Ding, liefen durch die engen Gassen, spazierten auf den höchsten Punkt und besuchten ein kleines Museum über den lokalen Fischfang. Interessant waren die offenen Formaldehyd Behälter, in denen uralte Fische und sonstiges gelagert wurde. Durch die dicken Staubschichten in den Vitrinen konnte man nur erahnen was da alles konserviert wurde, :-). Letztlich genossen wir den schönen Strand und beobachteten, bei einem Bierchen das Umfeld. Mein erster Alkohol in Afrika! Trotzdem ist die Insel sehenswert, weitab des Trubels in Dakar!
Bei einem weiteren Ausflug ging es an einem Sonntag endlich etwas raus aus der Stadt. Nach Bandia, einem Nationalpark, auf eine kleine Safari. Durch Kontakte zu unserer “Day Crew” hatten wir einen Fahrer, der uns mit einem Taxi in den Park und wieder zurück brachte. Dort buchten wir mit anderen Gästen eine Tour in einem 4×4 und fuhren gut zwei Stunden durch den Park. Es gab eigentlich fast alles Wesentliche zu sehen. Viele Giraffen, Affen, der verschiedensten Art, einheimische Vögel, Antilopen und Büffel. Ganz besonders waren die Nashörner. Von diesen gab es nur zwei, die leider schon etwas älter waren und keinen Nachwuchs hatten. Einige Krokodile tummelten sich an einem kleinen See, direkt neben dem Cafe herum. Auch gab es Riesenschildkröten und eine Hyäne schaute uns ein wenig traurig durch den Zaun an. Wir genehmigten uns einen horrend teuren Kaffee im Parkrestaurant und gaben uns die Affenshow. Überall hingen die Kerle im Gebälk oder den benachbarten Bäumen herum und lugten gespannt auf die Gäste. Man musste extrem aufpassen, die Jungs waren verdammt schnell. Kaum versah man sich und die Sonnenbrille oder wie in unserem Fall, grabschten sie den Kaffeezucker!
Viele der Tiere im Park sind eigentlich nicht im Senegal heimisch und wurden daher angesiedelt. Es wirkte zwar alles ein wenig künstlich, war aber trotzdem schön gemacht. Für mich war es herrlich, endlich mal die Steppe und Weitläufigkeit des Landes zu sehen! Bisher war mein Aktionsradius eher bescheiden. Dakar und ganz speziell das Hafengebiet ist eben nicht der Senegal!