MercyShips

Jetzt mal ein paar Sätze zu MercyShips. Die wesentlichen Dinge stehen in Wikipedia oder auf der Homepage und spare ich mir. Die Mission lautet: “bringing hope and healing to the forgotten poor”. Was, denke ich schon viel aussagt.
Es ist eine amerikanische Einrichtung, was auf dem Schiff auch zu spüren ist. Der Hauptsitz ist in Texas und 40% der Besatzung kommt aus den USA. Vieles der Schiffskultur ist dadurch geprägt.
Insgesamt gibt es ca. 420..450 Leute als Crew, die auch auf dem Schiff wohnen. Zusätzlich gibt es noch Einheimische des jeweiligen Einsatzlandes, die “Day Crew”, die vorwiegend tagsüber zum arbeiten an Bord sind. Ein wichtiger Einsatz sind die Übersetzter für die jeweilige Sprache der Patienten. Obwohl im Senegal Französisch die Amtssprache ist, wird es nur von ca. 30% auch verstanden. Ansonsten gibt es einen Mix von 39 Sprachen. Wolof und Pular sind davon am meisten verbreitet.
Die African Mercy liegt in der Regel 10 Monate in einem Hafen, geht dann zwei Monate zur Revision nach Teneriffa (La Palma) und kommt anschließend an einen anderen Ort in Afrika zurück. Der nächste, geplante Einsatz, nach dem Senegal, ist Liberia.
In den ersten Monaten eines Einsatzes konzentrieren sich die Operationen auf Orthopädie und die Kieferchirurgie. Es gibt insgesamt fünf Operationssäle, wobei Anfangs nur drei benutzt werden. Der vierte kommt für die Augenoperationen hinzu und einen gibt es als Ersatz. Eine Zahnklinik ist etwas außerhalb in Dakar angesiedelt und nicht auf dem Schiff.
Der Ablauf für die Patienten läuft nach einem gewissen Schema ab. Eine “Vorhut” des Schiffes fährt ein paar Wochen durch das Land und betreibt eine Vorauswahl der Patienten, genannt “Screening”. Die Auswahlkriterien dafür sind ziemlich streng. “OP Zeit” wird nicht vergeudet, daher konzentriert man sich auf die “hoffnungsvollen” OPs. Es werden z.B. keine bösartigen Tumore operiert, da eine Nachbehandlung in diesem Land einfach nicht möglich ist. Die Auserwählten bekommen dann ein “Ticket”. Die Anfahrt zum Schiff wird von der Organisation übernommen. Über die Jahre hat man die Erfahrung gemacht, dass selbst die Kosten für die Fahrt von vielen Patienten bzw. der Angehörigen nicht aufgebracht werden können.
Nicht weit vom Schiff gibt es ein HOPE Zentrum. Hier können die Angehörigen kostenlos übernachten. Auch Patienten, die nach der OP das Schiff verlassen, bleiben in der Zeit der Nachbehandlung wie z.B. einer Physiotherapie im Zentrum und pendeln entsprechend zum Schiff.
Wenn man alles zusammen nimmt kommt für den Betrieb eines Schiffes doch so einiges an Leuten zusammen. Die Organisation des Krankenhauses, das Screening, die OPs, die Pflege und die Nachversorgung.
Auch wenn das Schiff im Hafen liegt, kommt nochmal ein großer Teil an Offizieren, Ingenieuren und die Position des Kapitäns hinzu. Im Maschinenraum gibt es, wie auf jedem Schiff, die Stellen des 2. Ingenieurs und entsprechende Schlosser oder Mechaniker. Diese Stellen sind gesetzlich vorgeschrieben, denn es gibt auch im Hafen einige Dinge zu beachten. z.B. die Überwachung der Ballasttanks, je nach Beladung der Container an Bord, oder auch der laufende Betrieb der Generatoren zur Stromerzeugung.
Da auch einige Familien mit Kindern an Bord wohnen, ist ein Kindergarten, sowie eine Schule vorhanden. Die Kids werden nach dem amerikanischen System bis hin zur High School ausgebildet und haben damit die Zugangsberechtigung zu einem Collage in den USA oder können in Europa studieren.
Der Kapitän und seine entsprechenden Sicherheitsoffiziere tragen auf hoher See, sowie im Hafen, die Verantwortung für jedes Crewmitglied. Als Beispiel darf das Schiff nicht ohne vorheriger Genehmigung, zu bestimmten Zeiten nicht verlassen werden. In unserem Fall von 23h bis 6h am Morgen. Übernachtungen oder Verlängerungen der Ausgehzeit ist möglich, muss aber mindestens einen Tag im voraus beantragt werden. Es kann aber auch vorkommen, dass wenn in der Stadt z.B. gestreikt wird eine Ausgangssperre gilt.
Die IT Abteilung selbst besteht aus sechs Leuten, die sich direkt vor Ort um den täglichen IT Wahnsinn kümmern. Passwörter zurücksetzen, Outlook Probleme, bzw. Word und Windows Support. Ein großer Punkt ist auch die Druckerverwaltung, man glaubt gar nicht wie viel im 21 Jahrhundert noch gedruckt wird! Die Telefonanlage, die Pager, alles eben was mit Bits und Bytes zu tun hat. Zusätzlich gibt es noch ca. 50 Leute, die in Texas im Bereich der IT tätig sind. Diese sind angestellt und damit keine Ehrenamtliche. Sie kümmern sich um das Netzwerkmanagement, die Datenbanken, den Serverbetrieb und ein kleiner Teil entwickelt sogar hauseigene Software für den Krankenhausbetrieb.
Ein großer Vorteil im IT Support ist, dass man auf dem ganzen Schiff herum kommt. Es stehen überall irgendwelche PC`s herum. Vom Krankenhaus über den Maschinenraum bis hin zur schiffseigenen Bank. Zudem müssen die Leute mit einem reden, ob sie wollen oder nicht, :).

Letztlich wird das Schiff vorwiegend von Ehrenamtlichen betrieben. Da gibt es Kurzzeitdienste, bis zu einem Jahr und Langzeitaufenthalte die dann entsprechend länger an Bord sind. Bis auf wenige Ausnahmen bezahlt jedes Crewmitglied seinen Aufenthalt selbst. D.h. Anreise, Unterhalt und sonstige Kosten. Es gibt nur wenige Positionen, bei denen die Organisation die Kosten übernimmt. In der Regel sind das Stellen, die sehr schwer zu besetzen sind. Meistens im Bereich Offiziere oder Ingenieure unter Deck. Entweder bestreiten die Ehrenamtliche ihren Einsatz selbst, oder sie haben zahlungskräftige Unterstützer in ihren Heimatländern. Für einen Langzeiteinsatz auf dem Schiff kommt man dann nicht umhin, sich einen Spenderkreis aufzubauen.

So, jetzt noch kurze Werbung:
Falls also jemand vor Weihnachten das Bedürfnis hat Geld zu spenden und weiß nicht wohin, kann er sich gerne melden oder einfach auf der MercyShips Homepage loswerden, :).

Die Bilder sind alle in den letzten Wochen auf dem Schiff entstanden und von MercyShips zur Veröffentlichung freigegeben.

Ein recht gutes Video, was die Organisation auch außerhalb des Schiffes sonst noch so treibt, findet man hier auf Youtube.